Honig – Superfood des Ayurveda

Honigwabe

Dem Honig, so zeigt ein Blick in die griechische Mythologie, verdanken die Götter ihre Unsterblichkeit. Gleiches gilt für Allvater Odin, der seine Weisheit und Kraft aus dem Honig bezogen haben soll. Etwas konkreter wird es bei Hippokrates: Der Arzt der Antike wusste von einer fiebersenkenden Wirkung des Honigs und verwendete ihn auch bei offenen Wunden. Die hiesige Medizin hat sich intensiv mit dem Thema auseinandergesetzt und bestätigt, dass Honig angewandt auf äußere Wunden, heilsam wirkt.

Honig auch ein Superfood des Ayurveda

Seit Anbeginn gab es in der klassischen Ayurveda-Medizin Anhänger und Gegner des goldenen Bienenelixiers.

Aufgrund seiner aphrodisierenden, wundheilenden und fettverbrennenden Wirkung wurde Honig von der vorwiegend chirurgisch orientierten Sushruta-Tradition sehr geschätzt.

Die Charaka-Tradition, die sich eher mit Innerer Medizin befasst, beurteilte Honig viel strenger, denn sie wusste um die Gefahren der Bildung von Ama, also Unverdautem und Toxinen, wenn er nicht richtig angewandt wird.

In der ayurvedischen Ernährungslehre wird Honig als natürliches Süßungsmittel sehr geschätzt. Auch, weil es alle Doshas harmonisiert, das Verdauungssystem stimuliert und Kapha reduziert.

Er findet Anwendung bei Menschen, die Stress ausgleichen und Gewicht reduzieren möchten. Dem Honig werden in seiner komplexen Zusammensetzung sehr unterschiedliche, oft auch widersprüchliche Qualitäten zugesprochen:

  • Honig schmeckt zwar süß, wird aber auf scharfe Weise verdaut.Damit tut er der Psyche gut und reduziert gleichzeitig das Fettgewebe.
  • Wirkt trotz seiner schweren, trockenen und kalten Eigenschaften aktivierend, belebend und reinigend auf den Organismus.
  • Regt das Agni (Verdauungsfeuer) an und „kratzt“ aus. Dies sind Ausnahmen bei Nahrungsmittels mit süßem und zusammenziehendem Geschmack.
  • Honig ist eines der seltenen Lebensmittel, das als Verstärker bzw. Katalysator für die Wirkung von Nahrungsergänzungen und Heilmitteln eingesetzt werden kann.
  • Er ist damit ein fester Bestandteil fast jeder ayurvedischen Heil-Diät.

Welcher Honig empfiehlt sich?

Die Deutschen verzehren im Durchschnitt 1 Kg Honig pro Jahr. Doch davon sind gerade einmal 20% aus den heimischen Gefilden.

Hierbei ist es wichtig, sich der Bedeutung des Desha (geografische Einflussfaktoren) im Ayurveda zu besinnen. Desha bedeutet Heimat, und dem Desha-Prinzip zu Folge sind alle regionalen Nahrungsmittel besonders wohltuend.

Vielseitig und faszinieren ist die Sortenvielfalt des hiesigen Honigs. Wir können zwischen neun Honigarten wie Blütenhonig oder Wabenhonig und zig Honigsorten auswählen. Es gibt helle und dunkle, milde und kräftige Sorten, die aus den Blüten von Kastanie, Eukalyptus, Thymian oder Sonnenblume gewonnen wurden. Rund 120 Aromastoffe enthält der Honig und sie geben ihm seinen typischen, je nach Pflanzen, variierenden Geschmack.

Diese Vielfalt kennt die ayurvedische Literatur nicht. Grundsätzlich lässt sich aber sagen:

Je dunkler und kräftiger eine Honigsorte, umso verdaulicher, bekömmlicher und nährender ist der Honig und umso stärker seine Kapha ausgleichende und auskratzende Qualität. Helle und milde Honigsorten hingegen harmonisieren vor allem Vata und Pitta. Wer unter zu viel Hitze – etwa bei Fieber – leidet, der sollte Honig lieber meiden! Die moderne Ernährungslehre als auch Ayurveda warnen davor, den Honig zu sehr zu erhitzen (40°C), denn dann gehen wertvolle Enzyme verloren.Laut Ayurveda wird Ama (Schlacke, Giftstoffe, Ablagerungen) dann gefördert. Dies ist auch zu beachten, wenn man Tee mit Honig süßt. Erst die Flüssigkeit abkühlen lassen, bevor der Honig bedenkenlos hinzugefügt werden kann. Sonst wird aus dem gesundheitsfördernden Vitalspender ein Krankheitsfaktor für den Verdauungsapparat sowie dem Immunsystem.

Das Alter ist entscheidend

Im Ayurveda wird empfohlen, den Honig mindestens ein Jahr lang in einem geschlossenen Glas, an einem abgedunkelten Ort zu lagern, um die Bekömmlichkeit zu verbessern. Je länger der Honig steht, umso stärker kristallisieren die Zuckeranteile und verbessert sich die enzymatische Zusammensetzung.Die je nach Alter des Honigs unterschiedlichen Wirkungen können wunderbar genutzt werden:

Um Stress zu reduzieren und das Immunsystem zu stärken, empfiehlt sich eine morgendliche Milch mit Honig und verjüngenden, beruhigenden Kräutern wie Ashvagandha (Winterkirsche, Schlafbeere).

Auch Shatavari , Pflanze der trad. indischen Medizin, die Wirkstoffe werden aus der Wurzel gewonnen, mit frischem Klee- oder Rapshonig wirkt hier heilsam.

Um Gewicht zu reduzieren im Rahmen einer reinigenden Anti-Kapha-Diät eignet sich eher ein älterer, dunkler Tannen- oder Kastanienhonig, den man am Morgen mit Pippali (langem schwarzem Pfeffer) und warmem Wasser genießt.